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Traumarehabilitation für Geflüchtete in vorläufigen Unterbringungen in Baden-Württemberg

Zweijähriges Projekt der Universität Konstanz in Kooperation mit fka freundeskreis asyl karlsruhe e.V. und vivo international e.V.

Finanziert vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, in Kooperation mit dem Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg

Projektzeitraum: Oktober 2023 bis Ende September 2025

 

Hintergrund und Auftrag:

Erfahrungen der letzten Jahre bestätigen eine hohe Anzahl Geflüchteter, die vor, während und nach der Flucht massive Belastungen und Traumatisierungen erfahren haben und in der Folge unter Gesundheitsproblemen und eingeschränkter Funktionstüchtigkeit im Alltag leiden. Dies belastet die Betreuung und Integration der Geflüchteten erheblich und verlangt nicht nur nach effizienter Traumarehabilitation nach Flucht und Gewalt bei in BaWü lebenden Geflüchteten, sondern auch präventive Maßnahmen, um die Entwicklung beeinträchtigender psychischer Störungen bei Geflüchteten zu verhindern.

Es liegen zwar geprüfte, nachweislich effiziente Behandlungs- und Präventionsmaßnahmen zur Linderung des Leidens und zur Verbesserung der Funktionalität der Betroffenen vor, jedoch werden diese aufgrund verschiedener (sprachlicher, kultureller und organisatorischer) Barrieren nicht ausreichend in Anspruch genommen.

Durch eine frühe/rechtzeitige Identifizierung psychisch belasteter (traumatisierter) Geflüchteter und deren begleitende/beratende Unterstützung soll eine chronische Traumafolgestörungen verbunden mit Leiden, Behinderung der Integration, Überlastung in Unterkünften (MFS) und hohen Kosten reduziert oder verhindert werden.

 

Ziele und Zielgruppen:

Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Evaluation eines Programmes für die landesweite Identifizierung psychischer Belastungsintensität bei Geflüchteten und die Bereitstellung von Beratungsmaßnahmen der Untergruppe belasteter Personen.

Zielgruppen sind Geflüchtete in der vorläufigen Unterbringung.

Langfristiges Ziel könnte eine Überführung des Programmes in Infrastrukturmaßnahmen des Landes Baden-Württemberg sein. Das Modell-Projekt wird wissenschaftlich hinsichtlich Machbarkeit und Effizienz evaluiert.

 

Komponenten und Ablauf:

Phase 1:

Entwicklung eines Beratungsmoduls, Schulung von Gesundheitspat*innen in Screening und Beratung sowie Evaluation der Interviews und Beratungen auf Effizienz und Effektivität der Ausbildung der Gesundheitspat*innen.

Phase 2:

Durchführung der Interviews/Screenings, Identifizierung der jeweiligen Hilfsbedarfe,  Auswertung der Ergebnissse, Einteilung in ein dreistufiges Beratungsangebot.

In der ersten Phase werden Gesundheitspat*innen und Mitarbeitende in der Flüchtlingssozialarbeit in der Durchführung aller Programmschritte (Gesundheitsinterview, Beratung, Präventionsmaßahmen) ausgebildet. Die Ausbildung erfolgt von Exper*innen im Bereich der Traumarehabilitation. Diese begleiten auch alle Programmschritte supervisorisch.

Gesundheitspat*innen sind kultursensitive Paraprofessionelle mit Migrationshintergrund und Sprachkompetenzen in den jeweiligen Muttersprachen der Geflüchteten sowie sozialer Kompetenz.

Die Beratungsangebote durch die Gesundheitspat*innen sollen vorrangig vor Ort in den Unterkünften durchgeführt werden. Bei Bedarf stehen zudem ausgebildete Sprachmittler*innen zur Seite.

 

Differenziertes Unterstützungsangebot:

Ausgehend von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Traumafolgestörungen basiert das Programm auf zwei Säulen, (1) Identifizierung psychischer Belastung und (2) gestufte Beratungsmaßnahmen.

Methodik der Identifizierung ist ein Gesundheitsinterview, bei dem der Hilfsbedarf der Geflüchteten über Interviews (mit Fragen zur Gesundheit und zu erlebten Belastungen) ermittelt wird. Auf das Gesundheitsinterview folgt ein dreistufiges Beratungsangebot je nach benötigtem Unterstützungsbedarf. Das Ergebnis des Gesundheitsinterviews wird entsprechend einer Ampel eingeteilt in

grün

keine/geringe Belastung: Angebot beobachtendes Abwarten mit Fokus auf soziale und Verhaltens-Funktionalität; Information über mögliche Unterstützungsangebote.

gelb

mittlere Belastung: Angebot Beratungsgespräch, Psychoedukation, Biographie-orientierte Narration zum Abbau von Belastungen, Ressourcenaktivierung.

rot

hohe Belastung, hohe Wahrscheinlichkeit für (chronifizierte) Traumafolgestörungen, welche erhebliches Leid und Funktionseinschränkung bedingen; die angebotenen Maßnahmen sind hier

  • qualifiziertes klinisch-diagnostisches Interview zum Absichern einer Diagnose
  • Leitliniengerechte Behandlung entsprechend der Störung: Zuweisung zu psycho-sozialen Zentren, kooperierenden niedergelassenen Praxen, Therapeut*innen, Ambulanzen und Kliniken;
  • bei Selbst- und Fremdgefährdung Zuweisung zu ambulanter oder stationärer Versorgung.

 

Kontakt:

bawue.schuetzt@fka-ka.de

 

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